Auf Kreuzfahrt durch die Geschichte

Herford. Hochgestellte Daumen oder ein hinterhergerufenes "Ich will auch mit!" sind die Kommentare vom Wegesrand als der Stromer lautlos durch die Innenstadt gleitet. Stadtführungen mit diesem Elektrobus sind das neueste Angebot der Pro Herford um Menschen die schönsten Seiten der Stadt nahezubringen.

Mit acht Teilnehmern ist die erste Tour nicht ganz ausgebucht, denn der pinkfarbene Elektrobus bietet zwölf Fahrgästen Platz. "Der City-Stromer erreicht 25 Kilometer pro Stunde und hat je nach Anzahl  der Steigungen eine Reichweite  bis zu 50 Kilometern", erzählt Fahrer Jens Weimann. Da das an den Seiten offene Fahrzeug mehr als acht Mitfahrer befördern kann, sitzt mit Weimann ein ausgebildeter Kraftomnibusfahrer am Steuer.

Aus Stadtführerin Elisabeth Petzholdt wird bei den rollenden Touren zur Elektromobilitätsführerin Petzholdt: "Für viele Wege und Plätze haben wir für die Elektroführungen Ausnahmegenehmigungen bekommen, um sie befahren zu dürfen." Dazu gehören Gänsemarkt, Neuer Markt oder die Füßgängerzone Lübberstraße. Nur Zentimeter geht es an den Gästen im Eiscafé mit ihren Früchtebechern vorbei und der Stromer sorgt an den Tischen für Gesprächsstoff.

Die Fahrt dauert 90 Minuten und beginnt am Parkplatz für die Besucherbusse am Bahnhofsvorplatz. "Die Route führt an vielen Herforder Sehenswürdigkeiten vorbei", sagt Petzholdt. Münsterkirche, Neuer Markt, Synagoge, Remensnieder-Haus, die Pylonen am Bergertor oder das Wittekinds-Denkmal liegen am Weg: "Nach Absprache mit den Fahrgästen kann an ausgewählten Orten ausgestiegen werden, um sich bestimmte Dinge näher anzusehen."

Einziger Ausstiegsstopp am Samstag war das Modell von herfords historischer Altstadt, weil sich dort die städtebauliche Entwicklung mit Radewig, Reichsstift, Alt- und Neustadt und dem außerhalb des historischen Stadtkerns gelegenen Stift Berg gut nachvollziehen lässt.

Hier zeigt sich die Stärke des Stromer verglichen mit den Führungen per Pedes: der lautlose Kleinbus ermöglicht es, in eine allgemeine Führung zur Stadtgeschichte, diesen etwas abseits gelegenen Ort über der Stadt mit einzubeziehen. Mit widerwilligem  Ächzen quält sich der Bus die Jahnstraße bergauf, bringt die Gruppe langsam aber sicher nach oben.

Mit dem Luttenberg als Ort der Marienvision und der Marienkirche gibt es hier oben genug Geschichten aus mehr als eintausend Jahren Geschichte, die Petzholdt launig zu erzählen weiß. Vieles ist Herfordern sicher bekannt, doch die Fahrt bietet Menschen, die sich einen schnellen Überblick über Geschichte und Sehenswürdigkeiten verschaffen möchten, eine gute Möglichkeit dazu.

"Ich vergleiche die Tour mit einer Kreuzfahrt", sagt Petzholdt, denn wir berühren viele Orte, ohne dort wirklich viel Zeit verbringen zu können: "Wer möchte kann ja auf eigene Faust wiederkommen oder eine unserer speziellen Führungen zu Einzelthemen buchen."

Der Stromer gehört nicht der Pro Herford, die die Touren anbietet, sondern ist Teil des von der Europäischen Union geförderten Gemeinschaftsprojekts "SCHAU´ AN! WIR SIND MOBIL" der Kreise Minden-Lübbecke und Herford sowie der Stadt Bielefeld. Das soll die Elektromobilität fördern und so genannte Mobilitätslücken im ländlichen Raum schließen. Zwei dieser Busse sind in der Projektregion im Einsatz, in herford sind zunächst drei weitere Touren geplant.

FOTO: RALF BITTNER

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